Carbon Farming/ Terra Preta / Biochar
Der Fach-Arbeitskreis Bodenschutz/Altlasten des BUND hat nach einiger Vorarbeit schon 2015 eine kritische Einschätzung zum Thema „Terra Preta/ Pyrolysekohle“ erarbeitet. Der Hype um den sogenannten Bodenverbesserer wird darin einer kritischen Analyse unterzogen. Die Einschätzung weist auf viele offene Fragen und Probleme bei der Verwendung der sogenannten “Biokohle” hin.
Das aktuelle und große Humusdefizit unserer Böden kann mit Pflanzenkohle nicht gelöst werden, da die verkohlte Biomasse keine angemessene Nahrungsquelle für die wichtigen Bodenorganismen darstellt. Darüber hinaus entstehen bei der Produktion von Pflanzenkohle bodengefährdende, krebserregende Schadstoffe (PAK).
Die gepriesene Klimawirksamkeit von Pflanzenkohle durch Entzug von CO2 aus der Atmosphäre ist wegen der viel zu geringen Mengen, die an verkohlbarer Biomasse zur Verfügung stünden illusorisch.
Biochar ist ein hochtechnologiosch erzeugtes Substrat, das mit dem natürlichen Humifizierungsprozess der “Terra Preta” und auch mit ihrer chemischen Zusammensetzung, keinerlei Gemeinsamkeiten hat, es handelt sich nicht um die in jahrhunderten gebildeten Huminsubstanzen der klassischen “Terra Preta”. Der Einsatz kann daher auch nicht als “nature based solution” bezeichnet werden.
Böden sind keine Kohlenstofflagerstätten. Klimaresiliente Landwirtschaft bedeutet Förderung der Bodenfruchtbarkeit über Fruchtfolgen, hochwertige organische Dünger, wie Kompost und über die Förderung eines vielfaltigen lebendigen Bodenlebens. Dabei gilt es, humusaufbauende und humusabbauende Prozesse (die beide für eine hohe biologische Aktivität notwendig sind) in Richtung der aufbauenden Prozesse zu verschieben.
Das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz schreibt zum Einsatz von “Biokohle” in seinem Bodenzustandsbericht 2018:
>> Hat der Einsatz von Biokohle Potenzial?
Biokohle aus dem Prozess der Pyrolyse weist in Böden eine hohe Stabilität auf und könnte damit zur stabilen Fraktion des Dauerhumus beitragen. Positive Ertragseffekte von Biokohle konnten bisher nur in nährstoffarmen tropischen Böden nachgewiesen werden, aber nicht in den nährstoffreicheren Böden der gemäßigten Klimazonen. Offene Fragen zu der Verfügbarkeit geeigneter Ausgangsubstrate für die Biokohlen, deren Schadstoffgehalten, der Rentabilität und den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der energetischen und ökologischen Gesamtbewertung stehen derzeit einer positiven Bewertung des Einsatzes von Biokohle in unseren Ackerböden entgegen. <<
Auch der Geoengineering Monitor der BÖLL-Stiftung sieht die Technologie äußerst kritisch:
Analysen rund ums Thema Geoengineering: Biokohle.
Siehe auch Xiang et al 2021: Aktuelle Studie zu den Risiken von Biochar.
Ganz aktuell 2024: “Standpunkt des Wissenschaftlichen Beirats für Düngungsfragen” zu Pflanzenkohle (leider ist die Studie von Xiang et al. von 2021 hierin nicht berücksichtigt worden).
Angebot: Böden als Kohlenstoffspeicher – zu kurz gedacht? – Vortrag oder Seminar
Angebot: Carbon Farming – Klimaschutz, klimaanpassung oder Greenwashing? – Vortrag oder Seminar
Angebot: Mit Humusaufbau Wasserspeicherung und Klimaanpassung verbessern… – Vortrag oder Seminar
Ausgewählte Publikationen zum Thema Carbon Farming und Terra-Preta / Pflanzenkohle:
Beste, A. (2024): Pyrolysekohle – weder gut fürs Klima noch für die Böden. In: Erde & Saat 2/24
Tagesschau 24, Sendung Klimazeit
Interview zu ‘Terra Preta’/Pyrolysekohle, ab Minute 22
Unter Mitwirkung von A. Beste; EEB (2021): Carbon Farming for Climate, Nature, and Farmers report
Artikel zur Studie “Smart Farming: Es reicht nicht an Chemie zu sparen” auf Zeit Online.“Präzision reicht nicht.” Interview mit Dr. A. Beste in Die Zeit.
Beste, A.; Faensen-Thiebes, A. (2015): Terra Preta / Pyrolysekohle. BUND – Einschätzung ihrer Umweltrelevanz.
Die kritische Einschätzung zu “Biokohle” und Co.
Dr. Luca Montanarella, verantwortlich für das European Soil Data Centre (ESDAC) in der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission in Ispra und Mitglied im Vorstand des International Technical Panel on Soil (ITPS) im Rahmen der Global Soil Partnership, sagt im Interview im Dezember 2018:
>> Die kritische Einschätzung des “Biokohle” Einsatzes in dieser Publikation teile ich voll und ganz. <<