Rechtsakte zum Bodenschutz

In der am 17.11.21 vorgestellten > Bodenschutzstrategie für einen EU-weiten Rahmen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Bodens spricht die EU-Kommission die verschiedenen Bedrohungen des Bodens an und bedauert, dass es nach wie vor keinen EU-weiten Schutzrahmen für Böden gibt, wie es ihn für Luft und Wasser gibt.

Video EU Missions Soil Health and Food

Auch das Europäische Parlament hat im Frühjahr 2021 in einer Resolution einen verbindlichen Legislativvorschlag zum Schutz des Bodens gefordert.

Doch aus dem angekündigten “Bodengesundheitsgesetz” wurde nun eine Richtlinie zur Bodenüberwachung.

Dazu schreibt das European Environmental Bureau: „Die Änderung zeigt, dass sich das Hauptziel der Richtlinie auf die Überwachung des Zustands der Böden in der EU beschränkt und nicht darauf, die Gesundheit der europäischen Böden wiederherzustellen. Dies ist sehr enttäuschend und überlässt die Gesundheit unserer Böden einmal mehr dem Zufall.”

In der Richtlinie finden sich keine verbindlichen Ziele und Vorgaben. Stattdessen geht es um Datenerhebung und Monitoring, etwa von Versalzung, Erosion, Verlust von organischem Kohlenstoff, Verdichtung, Nährstoffgehalt, Verunreinigung, Wasserhaltekapazität, Versiegelung, Konzentration von Phosphor, Schwermetallen und Chemikalien.
Von Bodenbiodiversität ist weit und breit nichts zu lesen. Dabei hatten beratende Expertengruppen, an denen auch ich teilnahm, einen besonderen Fokus auf die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung eines aktiven Bodenlebens gelegt.

Beitrag im “Deutschlandfunk: Wie sich die EU-Kommission künftigen Bodenschutz vorstellt.

Das geht besser und muss besser werden. Ich werde mich im Rahmen meiner Beratungstätigkeit intensiv für eine Verbesserung einsetzen.

Seit Anfang der 2000 er Jahre wird eine EU-weite Gesetzgebung zum Schutz der Böden verhindert. Das entbehrt jeder Vernunft, war schon damals ein Fehler und ist bezogen auf die Herausforderungen der Zeit und die Ziele des Green Deal völlig unzeitgemäß.

Auch die letzte Agrarreform hat es wieder nicht geschafft, verbindliche wirksame Regelungen zum Bodenschutz in die Auflagen der Konditionalität für einen „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (GLÖZ) zum Erhalt von Direktzahlungen zu integrieren. Deshalb brauchen wir umso dringender ein europäisches Regelwerk, das dem Bodenschutz die gleiche Aufmerksamkeit und Schutzposition beschert, wie dem Schutz von Luft und Wasser!

Das deutsche Bundesbodenschutzgesetz (BBSchG) beinhaltet zwar in Paragraph 17 einen Bezug zum landwirtschaftlichen Management. Doch hier wird nur auf die “gute fachliche Praxis” verwiesen und die ist weiterhin nicht definiert.

Im neuen Koalitionsvertrag ist deswegen auch festgelegt, dass das BBSchG überarbeitet wird.

Ich unterstütze diese Prozesse im Rahmen meiner Beratertätigkeit auf nationaler und europäischer Ebene.

Berichtsentwurf zur Richtlinie zur Bodenüberwachung im Umweltausschuss des Europaparlaments.

Entwurf der Stellungnahme des Agrarauschusses zur Richtlinie zur Bodenüberwachung im Europaparlament.

Das Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur unterstützt das europäische Positionspapier mit Empfehlungen für die Richtlinie zur Bodenüberwachung:

Der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie zur Bodenüberwachung wird in seiner jetzigen Form das Erreichen gesunder Böden in der EU nicht ermöglichen.

Um diesen Mangel an Ehrgeiz zu beheben, fordern die 38 Unterzeichner dieser gemeinsamen Erklärung das Europäische Parlament und den Rat auf, sicherzustellen, dass das Bodengesetz Folgendes beinhaltet

  • Eine Stärkung des übergeordneten Bodenschutz-Ziels
  • Rechtlich verbindliche Ziele
  • eine gezielte Überwachung der Bodenbiologie und der Landnutzer
  • eine wirksame Verwaltung mit verbindlichen Plänen
  • Vorbeugung und Sanierung der Bodenverschmutzung
  • Verbindliche Bestimmungen zur Flächeninanspruchnahme (Fläche, die durch Infrastrukturen “beansprucht” wird)
  • Umsetzung des Verursacherprinzips
  • Mobilisierung der erforderlichen finanziellen Mittel

Positionspapier

Guter Podcast vom Deutschlandfunk zum Thema

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Ausgewählte Publikationen zur Rechtslage beim Bodenschutz in Europa und Deutschland:

Beste A. (2024) in Greenpeace Feature 2024: Boden Burnout
Kapitel Wiederbelebt

Beste, A. (2023): Bodenschutzbezogene Rechtsetzung und Strategien in der Europäischen Union.

Video 3Sat Sendung “Scobel: Update Landwirtschaft” mit Dr. Andrea Beste. 13. Oktober 2022

Beste, A., Lorentz, N. (2022): Ecosystem Soil – Bringing nature-based solutions on climate change
and biodiversity conservation down to earth. (Ed.): giz/BMUV

Beste, A. (2022): Impulsvortrag “Zum Zustand der Böden in Europas Landwirtschaft”. Berliner Werkstattgespräche zur Zukunft der Ernährung. Slowfood & Institut für Welternährung.

ZDF- Podcast Terra X mit Dirk Steffens 2021 Interview zum Boden

Beste, A. (2019): Es muss jetzt etwas passieren. Kommentar zum deutschen Bodenzustandsbericht.

Beste, A. (2019): Paragraph 17 und die ‚gute fachliche Praxis‘ – schützt das Bodenschutzgesetz in Deutschland landwirtschaftliche Böden?

Beste, A. (2016): Zum Zustand der Böden in Europas Landwirtschaft. Ein Diskussionsbeitrag zur Nachhaltigkeit! In: Bodenschutz 2/2016

Beste, A.(2015): Down to Earth – Der Boden von dem wir leben. Studie zum Zustand der Böden in Europas Landwirtschaft.

Beste, A.; Valentin, I. (2010): Bodenschutz in der Landwirtschaft. Ein Streifzug durch Paragraphen, Felder und Forschungslandschaften. In: Der Kritische Agrarbericht 2010.

Beste, A. (2008): Kommentierung des Standpunktpapiers des BMVEL zum Paragraph 17 des Bundesbodenschutzgesetzes im Auftrag von Misereor.

Beste, A. (2007): Europäische Bodenschutzstrategie. Verdichtet, vergiftet, vergessen.
In: politische ökologie, Heft 104

Empfehlenswert:

Buckwell, A., et al. (2022): Sustainable Agricultural Soil Management: What’s stopping it? How can it be enabled? RISE Foundation, Brussels.